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Harter Stein und harte Arbeit

Basaltwerk Nickel ist neuer Standort der Route der Arbeits- und Industriekultur

Mit dem Basaltwerk Nickel in Dreihausen bekommt die Route der Arbeits- und Industriekultur einen weiteren Ankerpunkt. Das Projekt des Landkreises Marburg-Biedenkopf zeigt die spannende Arbeits- und Industriegeschichte der Region sowie die historische und moderne Leistungsfähigkeit der ansässigen Betriebe.

 Die Route der Arbeits- und Industriekultur bietet interessante touristische Ziele und Lernorte, spricht die Bevölkerung vor Ort an und fördert die Vernetzung der Beteiligten. Im Rahmen der Woche der Arbeits- und Industriekultur eröffnete Landrat Jens Womelsdorf den neuesten Standort in Dreihausen und gleichzeitig die gesamte Route offiziell für Besuchende. Dazu erläuterte der Landrat, dass Marburg-Biedenkopf keine reine Industrieregion wie etwa das Ruhr- und Rhein-Main-Gebiet ist: „Der Kreis ist vielmehr ländlich strukturiert. Dennoch gibt es im Landkreis zahlreiche Weltmarktführer. Nimmt man den Bereich der Arbeitskultur hinzu, so wird ein facettenreiches und vielschichtiges Bild von tollen unternehmerischen Leistungen in Handwerk und in der Industrie deutlich, welches unseren Landkreis prägte und heute noch bestimmt.“

Ziel des Projekts ist es nicht primär, die technischen Errungenschaften in den Vordergrund zu stellen. Vielmehr rückt es die Arbeitsbedingungen, den Arbeitsalltag der Beschäftigten und die Vermittlung des früheren, teils sehr harten und entbehrungsreichen Arbeitslebens in den Fokus. Bisher bestand die Route aus vier Standorten. Dazu gehören das Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf, die Brücker Mühle in Amöneburg, das Dokumentations- und Informationszentrum/Stadtarchiv in Stadtallendorf sowie das Regionalmuseum in Gladenbach-Weidenhausen. Mit dem Basaltlavabruch Nickel in Dreihausen hat der Landkreis Marburg-Biedenkopf nun das fünfte Schaufenster seiner Route der Arbeits- und Industriekultur eröffnet.

Der Steinbruch, der seit 1904 existiert und immer noch in Betrieb ist, gibt spannende Einblicke in die Arbeit und das Leben der Menschen in der Region. Der neue Ankerpunkt der Route zeigt, wie ein Industrieunternehmen einen Ort und seine Menschen beeinflussen und prägen kann. Das Basaltwerk Johannes Nickel in Dreihausen gehört heute dem Konzern der Mitteldeutschen-Hartstein-Industrie Gruppe an und ist einer von insgesamt fünf Standorten des Familienunternehmens Nickel im Rhein-Main-Gebiet und in Mittelhessen. Der Basalt, der in Dreihausen abgebaut wird, ist harter Blaubasalt und vulkanisches Gestein – geologisch gehört das Gebiet im Ebsdorfergrund zum Vogelsbergmassiv, wo einst unzählige Vulkane aktiv waren. „Wo heute Dreihausen steht, sind vor 15 Millionen Jahren die letzten Vulkane erloschen“, berichtete Kerstin Bär von der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft, die bei der Eröffnung die Besuchenden über die Entstehungsgeschichte und die Eigenschaften des Basalts informierte.

Mehr Informationen über das Vulkangestein, über die Arbeit im Steinbruch gestern und heute und über den Einfluss dieser Industrie auf die Region findet man nun auf einer Informationstafel. Weil der Basaltbruch nach wie vor in Betrieb ist und das Firmengelände aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden darf, steht die von Anna M. Becker vom Fachdienst Kultur und Sport des Kreises erstellte Hinweistafel mit informativen Texten, historischen Fotos und Anschauungsmaterial wie einer kleinen Lok in unmittelbarer Nähe zum Steinbruch. Wer Interesse an einer Führung über das Betriebsgelände hat, kann mit etwa drei Monaten Vorlauf eine Anfrage an info@basaltnickel.de richten.

Ein weiterer geplanter Ankerpunkt der Route der Arbeits- und Industriekultur ist der historische Bahnhof in Frohnhausen. Hier entsteht neben dem bereits existierenden modernen Veranstaltungsort mit Gastronomie eine Dauerausstellung, die den Bahnhof und dessen Auswirkungen auf Arbeit und Leben in der Region thematisieren wird. Der Standort Fronhausen wird als nächstes fertig werden und schließlich soll dann auch das Thema „von Behring“ in Marburg aufgegriffen werden, wie Dr. Markus Morr, Fachdienstleiter Kultur und Sport beim Landkreis, mitteilte.
Die Route der Arbeits- und Industriekultur Marburg-Biedenkopf ist eine eigenständige Route, die Teil der Industriekultur Mittelhessens ist. Marburg-Biedenkopf hat bislang als einziger Landkreis in Mittelhessen solche Standorte erarbeitet. Weitere umfangreiche Informationen erhalten Interessierte auf der Internetseite des Landkreises unter https://www.marburg-biedenkopf.de.

 Die Erstellung der Route geht auf einen Kreistagsbeschluss zurück, der wiederum auf Anregung des Regionalmanagements Mittelhessen erfolgte. Die im Zusammenhang mit Industriekultur erfahrene Bonner Firma ConCultura übernahm die Planung und die heimische Firma Fuß und Sohn die Umsetzungs- und Ausführungsarbeiten. Beim Landkreis war und ist organisatorisch und inhaltlich vor allem die Kulturwissenschaftlerin Anna Margarethe Becker für die Route und auch für die Woche der Arbeits- und Industriekultur zuständig.

Landrat Jens Womelsdorf (li.) übergibt das Schild „Wir sind Standort der Route“ an Dr. Bettina Nickel. Über die Eröffnung des neuen Standorts der Route der Arbeits- und Industriekultur freuen sich auch der langjährige Technische Leiter des Basaltwerks, Hans Gotthard Lorch (re.), und Bürgermeister Andreas Schulz. (Foto: Landkreis Marburg-Biedenkopf/Heike Döhn)
Moderne Technik an historischem Standort: Landrat Jens Womelsdorf (Mitte), Fachdienstleiter Dr. Markus Morr (li.) und Anna M. Becker (2.v.l.) vom Fachdienst Kultur und Sport des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Dr. Bettina Nickel und Betriebsleiter Jan Engel vor dem gewaltigen 60-Tonner auf dem Gelände des Basaltwerks Nickel. (Foto: Landkreis Marburg-Biedenkopf/Heike Döhn)
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