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Hörtheatrale beeindruckt Wittelsberger Publikum Gespenstischer Abend im GrundTreff

Die Hörtheatrale Marburg bot am vergangenen Freitag (29. Oktober) im GrundTreff in Wittelsberg vor ausverkauftem Haus ein mitreißendes Live-Hörspiel des Sherlock-Holmes-Klassikers „Der Hund von Baskerville“. Das Publikum verfolgte beeindruckt, wie vier Schauspieler den Figuren des Stücks ihre ganz individuellen Charaktere verliehen. Gruseln und Lachen wechselten sich ab.

Mithilfe von Nebel, Sound- und Lichteffekten verwandelte sich das Forum im GrundTreff in eine gespenstische Nacht des Jahres 1902 im Dartmoor, England. Die Schauspieler Christine Reinhardt, Daniel Sempf, Stefan Gille und Michael Köckritz nahmen die Zuschauer mithilfe von subtiler Schauspielkunst mit auf die Reise zum Landsitz der Baskervilles. Sir Henry Baskerville ist vom Tode bedroht durch eine hundeähnliche Bestie, die schon seine Vorfahren durchs Moor gehetzt haben soll. Sherlock Holmes und Dr. Watson ermitteln, um den letzten lebenden Baskerville vor diesem Schicksal zu retten.

Durch die Kraft ihrer Stimmen und Mithilfe von ganz wenigen, geschickt eingesetzten Requisiten wie Brille oder Hut stellten die Schauspieler die insgesamt 18 Figuren des Stücks dar. Die Zuhörer waren am meisten beeindruckt, wenn es in den Szenen einen schnellen Wechsel zwischen den Figuren gab. So faszinierte Michael Köckritz im Dialog mit sich selbst, als er in einer Szene zum einen den freundlichen Sir Henry Baskerville mit amerikanischem Akzent gab, und zum anderen Sir Henrys Widersacher, den charismatischen Botaniker Jack Stapleton. Lacher waren ihm immer dann garantiert, wenn er ausdauernd kläffend Dr. Mortimers Spaniel Luna gab. Man hätte glauben können, es wäre tatsächlich ein Hund im Saal.

Stefan Gille als überzeugender Sherlock Holmes wechselte fließend zwischen den Rollen des abgebrühten und unnahbaren Detektivs und des anbiedernd näselnden Butlers John Barrymore, obwohl die Charaktere nicht unterschiedlicher hätten sein können. Christine Reinhardt hatte neben der nervös wimmernden Hausdienerin Eliza Barrymore noch zwei weitere Frauenrollen im Repertoire, außerdem den Arzt James Mortimer und einen frechen Botenjungen. Von der Dienerin mit Strohhut hin zum Rotzlöffel mit Kappe gelangen ihre Wechsel so schnell und spielerisch, dass die Zuhörer nur staunen konnten.

Daniel Sempf gab einen nahbaren und sympathischen Dr. John Watson, immer hilfreich und vermittelnd zwischen den Figuren des Stücks. Zudem war er, so wie in den Holmes-Erzählungen üblich, der unverzichtbare Sprecher. Immer wenn es dunkel wurde im Saal, führte Watson durch ein erzählerisches Stück zur nächsten Szene. So blieb die Handlung leicht und nachvollziehbar für die Zuhörer.

 

„Der Hund von Baskerville“ ist ein Klassiker im Programm der Hörtheatrale, die sonst in Marburg im Lomonossow-Keller spielt. Eine Förderung des Kultusministeriums hatte es für den GrundTreff erschwinglich gemacht, das Ensemble nach Wittelsberg zu holen. Mehr als 70 Zuhörer verfolgten das Stück und applaudierten zum Schluss langanhaltend.

„Das war nach so langer Corona-Pause wirklich eine erfrischende und sehr spannende Vorstellung“, freute sich Besucher Kamuran Demir (40) aus Rauischholzhausen. Simon Feuer, mit 13 Jahren der jüngste Gast des Live-Hörspiels, war beeindruckt von der schauspielerischen Leistung, „dass nur mithilfe von Mini-Requisiten wie Pfeife und Hut gleich eine neue Figur entsteht“.

GrundTreff-Geschäftsführerin Carina Becker-Werner freute sich darüber, dass die erste größere Veranstaltung nach mehr als einem Jahr Pause direkt zu einem Publikumserfolg geworden war. Die Karten waren schon im Vorfeld ausverkauft. „Wir hoffen sehr, dass wir die Hörtheatrale im kommenden Jahr wieder begrüßen dürfen und dass das Kultusministerium diese Landpartien weiterhin fördert, denn so können wir hochkarätige Kulturveranstaltungen in den ländlichen Raum holen, der dadurch sehr aufgewertet wird.“

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