Nach oben

Wilfried Schäfer, Beigeordneter im Gemeindevorstand

 Wilfried Schäfer ist seit 2011 Mitglied im Gemeindevorstand. Politik und Vereinsarbeit haben einen hohen Stellenwert in seinem Leben. Um ihn näher vorzustellen, haben wir mit ihm ein Interview geführt.

  1. Bitte erzählen Sie uns von den wichtigsten Eckpunkten in Ihrem Leben. Was haben Sie erlebt, was hat Sie geprägt?

Ich bin 1954 in Rüddingshausen (heute Gemeinde Rabenau) geboren, habe dort die Volksschule besucht und anschließend die Theo-Koch-Schule in Grünberg. Nach dem Abitur bin ich aus familiären Gründen nach Hachborn gezogen und fand dort schnell Anschluss in der damaligen Burschenschaft „Klosterbrüder“. Es folgten 18 Monate Wehrdienst in Stadtallendorf und Fritzlar, danach ein Lehramtsstudium (Mathematik und Geografie) an der JLU Gießen mit anschließender Referendarzeit an einem Frankfurter Gymnasium. Nach dem Zweiten Staatsexamen und kurzer Arbeitslosigkeit habe ich dann durch das Zusatzstudium „Grundzüge der elektronischen Datenverarbeitung“ an der Uni Marburg meinen Weg in die IT-Branche gefunden und dort für die US-Firmen Digital Equipment Corporation (DEC), Compaq und hp gearbeitet. Während meiner Zeit bei Compaq und hp habe ich einige Jahre dem Betriebsrat der Niederlassungen Frankfurt und Bad Homburg angehört. Heute bin ich Rentner und lebe mit meiner Frau in Hachborn.

Meine Freizeit gehörte und gehört im Wesentlichen der politischen Arbeit und den Vereinen: In meinen zwanziger Jahren war ich an der Gründung der Basketballabteilung des TSV 07 Londorf beteiligt. Basketball galt zur damaligen Zeit in Deutschland eher als Randsportart, die ich über viele Jahre aktiv betrieben habe, bis körperliche Beeinträchtigungen es mir nicht länger erlaubten. Ein weiteres, langjähriges Hobby, das ich aus Gesundheits-/Altersgründen nicht mehr aktiv ausüben kann/darf, ist die Freiwillige Feuerwehr, in deren Vereinsvorstand ich seit mehr als 35 Jahren die Funktion des Kassierers innehabe. Sonstige Mitgliedschaften bestehen im Verein für Partnerschaften der Gemeinde Ebsdorfergrund e.V., in der Bürgerhilfe Ebsdorfergrund e.V., im VdK, im Gesangverein Hachborn, in der Gewerkschaft IG-Metall Frankfurt und natürlich in der SPD, in die ich 1988 eingetreten bin. Seit 2013 bin ich Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Hachborn.

Bereichernde Ereignisse in meinem Leben waren u. a. kleine und große Reisen, die mich bis auf die Fidschi-Inseln geführt haben. Die Einblicke, die man im inner- und außereuropäischen Ausland gewinnt, lassen einen die Lebensbedingungen in Deutschland und das eigene Umfeld immer wieder aus einer neuen Perspektive betrachten und neu einordnen. Besonders eindrucksvoll war eine Studien-Exkursion zum Thema „Bewässerungswirtschaft in Mittelasien“ in den späten 70er Jahren – zur Hochzeit des Kalten Krieges – in die damalige Sowjetunion (Sowjet-Republiken Kasachstan und Usbekistan) sowie in die Hauptstadt Moskau. Bis vor kurzem noch konnte man die Hoffnung haben, dass die seinerzeit strengen Reisevorgaben und die permanente Beobachtung, unter der wir damals als westdeutsche, studentische Reisegruppe standen, der Vergangenheit angehören. Leider müssen wir heute erleben, dass die Freiheit, die man in weiten Teilen Osteuropas nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gewonnen hatte, nun vielerorts auf tragische Weise wieder verlorengeht.

  1. Was hat Sie bewogen, sich politisch zu engagieren? Was treibt Sie an?

Mein tieferes Interesse am politischen Geschehen begann in der Zeit und mit der Person Helmut Schmidts. Den pragmatischen, bodenständigen und klugen Bundeskanzler fand ich ebenso überzeugend wie seine Partei und ihre Ziele. Auch die Historie der Sozialdemokratie hat mich angesprochen wie beispielsweise ihre Haltung gegenüber den Nationalsozialisten und ihre Rolle in der Weimarer Republik. Im historischen Zusammenhang ist für mich die Gründung der Partei als „Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein“ von besonderer Bedeutung, denn ich komme selbst aus einem Arbeiterhaushalt und bin der Auffassung, dass die SPD, die heute eine Volkspartei ist, ihren Ursprung nicht vergessen sollte.

Für mein persönliches politisches Engagement stehen natürlich kommunale und regionale Themen im Vordergrund. So war ich Mitglied des Ortsbeirats Hachborn (2006-2011) und der Gemeindevertretung (2001-2011). Von 2011 bis heute durfte ich im Gemeindevorstand mitarbeiten. Auf Grund dieses Engagements wurde mir 2022 der Landesehrenbrief verliehen.

  1. Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Gemeinde und die Zusammenarbeit mit Bürgermeister Hanno Kern.

Ziel sozialdemokratischer Politik ist es, ähnliche Lebensbedingungen auf dem Land wie in der Stadt zu schaffen; dazu gehört eine intakte Infrastruktur. Die Gemeinde muss attraktiv bleiben, insbesondere auch für junge Familien. Ein weiteres Ziel muss sein, die Einwohnerzahl zu halten, damit nicht immer weniger Einwohner immer mehr für den Erhalt der Infrastruktur zahlen müssen. Wichtig für die Gemeinde ist es, ausreichende Kita-/Kindergartenplätze bereitzustellen. Daher müssen in möglichst vielen Ortsteilen entsprechende Einrichtungen geschaffen und bereits vorhandene erhalten werden.

Die Umsetzung des interkommunalen Gewerbegebiets bei Heskem verbessert ebenfalls die Attraktivität der Gemeinde, indem Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen generiert werden. Es haben sich dort bereits Banken angesiedelt, hinzukommen werden Edeka und eine Tankstelle. Die Entwicklung des Gewerbegebiets war nur möglich, weil die Umgehungsstraße vorhanden ist, die wir der Weitsicht des früheren Bürgermeisters Andreas Schulz verdanken. Durch seine solide Finanzpolitik konnte die Gemeinde dem Land Hessen den Bau der Umgehungsstraße vorfinanzieren und profitiert heute von jährlichen Rückzahlungen als garantierte Einnahmen.

Ich wünsche mir von unserem neuen Bürgermeister Hanno Kern einen geschickten und verantwortungsbewussten Umgang mit den Finanzen der Gemeinde und die Umsetzung bereits angestoßener Projekte, beispielsweise die Versorgung der Gemeinde mit Glasfaser. Als Hachborner hoffe ich, dass er die Komplettsanierung der Ortsdurchfahrt Hachborn verwirklicht. Grundsätzlich habe ich die Erwartung, dass der Bürgermeister mit Kreativität und realistischem Blick die Gemeinde umsichtig und vorausschauend in die Zukunft führt, damit wir eine erfolgreiche Gemeinde bleiben. Dabei will ich ihn gern unterstützen.