Rückblick auf die Bürgerinformationsveranstaltung
Teil 1
Sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,
am Dienstag, dem 3. September lud der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Wilfried Eucker, zu der alljährlichen Bürgerversammlung ein. Diese dient dazu, die Bürgerinnen und Bürger seitens des Gemeindevorstandes über aktuelle Entwicklungen in ihrer Gemeinde zu unterrichten.
Als Sprecher des Gemeindevorstandes wurde ich unterstützt von meinem Team an Mitarbeitern aus den verschiedenen Bereichen: Sebastian Hahn (Fachbereichsleiter Bauamt), Sören Waldeck (Gemeindebrandinspektor), Heike Schick (Fachbereichsleiterin KITA), Jens Klingelhöfer (Fachdienstleiter Abfall – und Friedhofswesen) und Stanislaw Kurilenko (Fachdienstleiter Tiefbau).
Damit auch die Bürgerinnen und Bürger, die nicht an der Bürgerversammlung teilnehmen konnten, informiert bleiben, werden wir nachfolgend einige der dort besprochenen Themen aufgreifen. Weitere Themen folgen in den kommenden Wochen.
Mit freundlichen Grüßen
Hanno Kern, Bürgermeister
Sachstand "Glasfaserausbau"
Mehrere Trassen im öffentlichen Bereich so gut wie fertig gestellt
Begonnen hat der Glasfaserausbau im Juli 2023 und in den Ortsteilen Heskem, Mölln, Leidenhofen und Hachborn sind die Trassen im öffentlichen Bereich mittlerweile fertiggestellt
„Zurzeit ist der Fachdienst Tiefbau dabei, die Bauabnahmen vorzunehmen“ erklärte Sebastian Hahn. Im Ortsteil Beltershausen seien die Maßnahmen zu 95% abgeschlossen, in Dreihausen zu 60%, in Ebsdorf zu 35%, in Rauischholzhausen ca. 85 % und in Wittelsberg wurden die Verlegearbeiten gerade erst begonnen.
„Die bestehende Sprachbarriere macht die Abstimmungen nicht einfacher,“ so der Fachbereichsleiter, aber mit der Firma Insyte habe die Gemeinde ein fachlich gutes Tiefbauunternehmen, das auf Anfragen und Mängelanzeigen zeitnah reagiere.
Bürger können Informationen über den Glasfaser- Ausbaucheck erhalten
Die Zusammenarbeit mit der Breitbandgesellschaft Marburg-Biedenkopf und die durch diese beauftragte Fa. Infratech zur Baubegleitung ist eine große Unterstützung und entlastet die Verwaltung, wie z. B. durch die Bereitstellung des „Glasfaser-Ausbauchecks“ (ausbaucheck.infratech.services). „Dort können Bürgerinnen und Bürger sich über den Glasfaserausbau an ihrer Adresse informieren und Schäden im öffentlichen sowie im privaten Bereich melden,“ so Sebastian Hahn.
Arbeiten im öffentlichen Bereich werden in diesem Jahr abgeschlossen
Die Arbeiten im öffentlichen Bereich werden noch in diesem Jahr abgeschlossen, zu den einzelnen Hausanschlüssen kann diesbezüglich jedoch keine Aussage getroffen werden, hier müssen sich die Bürgerinnen und Bürger bei Verzögerungen oder sonstigen Nachfragen an ihren Vertragspartner, die Deutsche Glasfaser, wenden.
In den Ortsteilen Ilschhausen, Roßberg und Wermertshausen wird der Glasfaserausbau nicht durch die Deutsche Glasfaser, sondern durch die Glasfaser+, ebenfalls in Kooperation mit der Breitbandgesellschaft Marburg-Biedenkopf, erfolgen. Hier ist der Ausbau für die Jahre 2025/2026 geplant, wie sich ebenfalls im „Glasfaser-Ausbaucheck“ nachlesen lässt.
Sachstand „Kommunale Wärmeplanung“
Was ist das Ziel der Kommunalen Wärmeplanung?
„Ziel der kommunalen Wärmeplanung ist die Umsetzung der Klimaschutzgesetze sowie die Gewährleistung einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung vor Ort ,“ erläuterte Fachbereichsleiter Sebastian Hahn.
Die gesetzliche Grundlage sind das Wärmeplanungsgesetz (WPG) und das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Nach der WPG-Vorgabe müssen Kommunen mit über 100.000 Einwohnern bis zum 30.06.2026 und Kommunen mit unter 100.000 Einwohnern bis zum 30.06.2028 die Maßnahmen umgesetzt haben.
Die GEG-Vorgaben sehen Folgendes vor:
- 65% erneuerbare Energien bei Heizungsanlagen in Neubauten ab dem 01.01.2024
- Neue Heizungsanlagen in Bestandsgebäuden müssen ab dem 30.06.2028 zu 65% mit erneuerbaren Energien betrieben werden (betrifft nicht Reparaturen)“
- Ausnahme: Wenn die Kommune die KWP schon vor diesem Zeitpunkt umsetzt, dann gilt die 65%-Regelung ab der Ausweisung der kommunalen Wärmeplanung.
Wie werden die Vorgaben umgesetzt?
Die KWP erfolgt in 4 Schritten:
- Bestandsanalyse (Was ist vorhanden? [Wärmebedarfe und -verbräuche, Ge-bäudetypen und -alter, bestehende Wärmeinfrastruktur])
2. Potentialanalyse (Was kann in Bezug auf Energieeffizienz und erneuerbare Ener-gien vor Ort umgesetzt werden?)
3. Klimaneutrales Zielszenario (Ziel: Klimaneutralität bis 2045, mit Zwischenzielen)
4. Umsetzungsstrategie mit Maßnahmenplan (Was soll wie bis wann umgesetzt werden?)
- Ergebnis: Einteilung in Gebiete mit Fokus auf Wärmenetze, dezentrale Wärme-versorgung (Wärmepumpen), Wasserstoffnetze oder Mischgebiete
- Überprüfung und ggf. Anpassung der KWP alle 5 Jahre
- Beteiligte Akteure: Kommune, Bürgerinnen und Bürger, politische Gremien, Land- und Forstwirte, Handwerk, Stadtwerke, ggf. Nachbarkommunen
Wie ist der aktuelle Stand der Umsetzung in der Gemeinde?
Der Prozess muss durch ein Fachbüro begleitet werden. Hierfür wurde bereits eine Ausschreibung begonnen und der Gemeinde liegen zwei Angebote vor. Die Entscheidung wird die Gemeindevertretung in der kommenden Sitzung treffen. Bei den Angeboten handelt es sich um:
- Ein Angebot exklusiv zur Beauftragung durch die Gemeinde Ebsdorfergrund und eines zur gemeinsamen Vergabe über die Energie Marburg Biedenkopf GmbH (EMB)
- Letzteres ist bei Beteiligung weiterer Kommunen günstiger und schafft einen Synergieeffekt durch die Zusammenarbeit mit weiteren EMB-Kommu-nen.
Die Vergabe erfolgt im 4. Quartal 2024. Geplanter Beginn der KWP in der Gemeinde Ebsdorfergrund ist im 1. Quartal 2025 vorgesehen.
Sachstand „Biotonne“ – Entwicklung der grünen Tonne/Grünschnitt –
Der Fachdienstleiter für die Abfallberatung und das Friedhofswesen, Jens Klingelhöfer, informierte die interessierten Bürgerinnen und Bürger über das Thema „Biotonne“ und deren Entwicklung.
Seit wann gibt es die grüne Biotonne?
- Im Jahr 1995 wurde die Biotonne flächendeckend im Landkreis Marburg-Biedenkopf eingeführt, zunächst als 240 Liter Gefäße. Die Einführung von 80-Liter und 120-Liter Gefäßen erfolgte im Rahmen eines optimierten Gebührenanreiz-systems zum 1. Januar 2003.
Was hat sich in Bezug auf die Bio-Abfallmenge in den letzten Jahren getan?
- 2023: 1.399 t
- 2022: 1.339 t
- 2021: 1.464 t
- 2014: 1.397 t
- 2013: 1.251 t
Biotonne vs. Eigenkompostierung – Der Trend ist eindeutig:
„Die Gefäßzahlen haben sich innerhalb von 10 Jahren um rund 24 % gesteigert,“ erläutert Jens Klingelhöfer. Das entspreche einer Zuwachsrate von rund 3 % pro Jahr.
Folgendes Fazit könne laut dem Fachdienstleiter gezogen werden: „Die Nachfrage bei der Biotonne ist groß, vor allem das 240 Liter Gefäß ist beliebt.“
Der Trend gehe immer mehr zur Biotonne statt zur Eigenkompostierung.
Es gebe zudem die Tendenz, dass diejenigen Haushalte, die Eigenkompostierung betreiben, vermehrt ein BIO-Gefäß hinzunehmen bzw. vollumfänglich auf BIO-Gefäße umsteigen.
Anschlussquote der Haushalte mit BIO-Gefäß beträgt rund 84 %.
Änderung der Grenzwerte für Fremdstoffe im BIO-Abfall
Im kommenden Jahr wird es deutschlandweit strengere Grenzwerte für Fremdstoffe im Bio-Abfall geben, denn immer wieder wird auch nicht kompostierbarer Plastikmüll in den Biogefäßen gefunden. „Dieser hat dort nichts zu suchen,“ so der Abfallexperte Jens Klingelhöfer.
- Die neuen Regeln werden ab dem 1. Mai 2025 gelten und richten sich nach der Bioabfallverordnung (BioAbfV).
- Ziel der strengeren Vorgaben sei die Vermeidung von Kunststoffeintrag in die Umwelt und Befreiung des Bioabfalls von Schadstoffen, insbesondere Mikroplastik.
Dann gilt: Maximal 1 % Kunststoffe im Input. Maximal 3 % Gesamtfremdstoffe im Input.
Eine Überschreitung hätte entsprechende Mehrkosten für die Gemeinde zur Folge, was vermieden werden sollte.
Wie wird die Einhaltung der neuen Grenzwerte überprüft?
Die Anlieferungen der Kommunen, die die Qualitätskriterien nicht erfüllen, werden auf der Entsorgungsanlage in Stausebach mit Bild und Herkunftsnachweis dokumentiert; die Dokumentation belegt eindrücklich, dass es im Landkreis Handlungsbedarf gibt.
Die gute Nachricht sei, so Klingelhöfer, dass es bisher keine Auffälligkeiten im Ebsdorfergrund gebe, was aber nicht heiße, dass im Gemeindegebiet kein „Problem“ bestehe und der Bioabfall hier absolut „sauber“ sei.
Welche Folgen hat eine Grenzwertüberschreitung?
Sollte eine Bio-Anlieferung die Grenzwerte überschreiten, werden sie auf der Entsorgungsanlage ab Mai 2025 nicht mehr angenommen und zurückgewiesen. Die Entsorgung würde dann über den teureren Restmüll erfolgen.
Die Folge wäre eine Entstehung hoher Kosten für verunreinigte Anlieferungen, die wieder aufzuladen und als Restmüll zu entsorgen sind. Die Mehrkosten belaufen sich auf rund 1.500,- € pro Anlieferung für die Entsorgung (Diff. zwischen Preis BIO (78,- €) + RM (225,- €) für 10 t Anlieferung) zzgl. Aufwand für das Aufladen der Abfälle.
Was wird die Gemeinde tun, um ihre Bürgerinnen und Bürger zu sensibilisieren?
„Gemeinsam mit den Umkreiskommunen und dem Landkreis wurde über verschiedene Strategien gesprochen, vor allem über eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit,“ erläuterte Jens Klingelhöfer.
Erfahrungsgemäß werden Appelle im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit aber nicht ausreichen, vermutete der Fachdienstleiter und deshalb könnten Gefäßkontrollen erforderlich werden.
Mögliche weitere Strategien, die im Landkreis mit den Nachbarkommunen besprochen wurden, wären:
- Erster Schritt mit gelbem Anhänger an BIO-Gefäß mit Hinweis auf Fehlbefüllung, („Gelbe Karte“):
oBei geringfügiger Verunreinigung ist ggfs. eine Nachsortierung durch den Abfallverursacher erforderlich.
oKeine Nachsortierung möglich: Entsorgung Bioabfall als Restmüll èErhebung einer Zusatzgebühr oder Erwerb kostenpflichtiger Abfallsäcke bei der Gemeinde.
- Zweiter Schritt – bei wiederholter Fehlbefüllung: Nichtentleerung von Gefäßen („Rote Karte“).
Biobeutel aus Papier verwenden!
Seit dem 1. November 2023 gibt es neue Vorgaben für die Zulässigkeit von BIO-Sammelbeuteln aus biologisch abbaubaren Kunststoffen. Die BIO-Sammelbeutel mit Keimlingssymbol + Produkte dürfen im Landkreis Marburg-Biedenkopf nicht mehr verwendet werden, weil diese von der Abfallwirtschaft Lahn-Fulda ausgeschlossen werden (keine Zersetzung in der Entsorgungsanlage möglich).
Dringende Botschaft der Gemeinde
Bitte achten Sie ab sofort konsequent darauf, keine Kunststoffe, keine Fremdstoffe, keine Sammelbeutel aus biologisch abbaubaren Kunststoffen und auch keine Produkte aus biologisch abbaubaren Kunststoffen mehr in die BIO-Tonnen einzufüllen.