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Entstehung der Gemeinde Ebsdorfergrund

In einer Mainzer Pergamenthandschrift wurden um das Jahr 1130 die „zehntpflichtigen Dörfer und Weiler“ genannt, die zur mainzischen Großgrundherrschaft Ebsdorf gehören. Es wurden dort fast all die Orte aufgezählt und zumeist erstmalig erwähnt, die 1974 zur Großgemeinde Ebsdorfergrund zusammengefasst wurden. Die Menschen hier sind also seit alters her in einen überschaubaren geographischen Raum eingebunden, der durch die Zwester Ohm und ihre Zuflüsse- mit Ausnahme von Rauischholzhausen – bestimmt ist.

Durch eine vergleichbare Ackerbaukultur auf meist fruchtbaren Lößböden, durch gemeinsame Konfession und Mundart sind unsere Dörfer verbunden.

Aus der Großgrundherrschaft Ebsdorf haben sich im Laufe des Mittelalters als kleinere politische Einheiten die hessischen Ämter Ebsdorf und Frauenberg und die Herrschaft der Rau in Holzhausen herausgebildet. Daraus entstanden seit 1834 elf sich selbst verwaltende Dörfer.

Mit der Gebietsreform 1972 und 1974 entstand in zwei Schritten die heutige Großgemeinde Ebsdorfergrund. Seitdem besteht die politische Gemeinde Ebsdorfergrund.

Der Ebsdorfer Grund - Einblicke in eine lange Geschichte

Um 500000 v. Chr.
Der Homo erectus durchstreift den Ebsdorfer Grund. Fundstücke aus dieser Zeit gehören zur Fauskeilkultur.

Um 100000 v. Chr.
Der Neantertaler hinterlässt seine ältesten Spuren im Ebsdorfer Grund. Sie bleiben in der Gemarkung von Beltershausen erhalten.

Um 50000 v. Chr.
Menschen der Blattspitzen-Kultur halten sich im Ebsdorfer Grund auf. Gegenstände aus ihrem Gebrauch finden sich bei Beltershausen und Wittelsberg.

Um 20000 v.Chr.
Im mittleren Jungpaläolithikum sind hier Mammutjäger unterwegs. Das belegen Fundstücke im Umfeld von Hachborn.

Um 7000 v. Chr.
Mittelsteinzeitliche  Jäger durchstreifen die Wälder. Gegenstände, die sie benutzt haben, finden sich in der Gemarkung von Rauischholzhausen.

Um 5000 v. Chr.
Erste Bauern lassen sich im Ebsdorfer Grund nieder. Der frühe Ackerbau hat seine Spuren im Umfeld von Mölln und Wittelsberg hinterlassen.

Um 3000 v.Chr.
In der Jungsteinzeit wird im Ebsdorfer Grund für längere Zeit eine befestigte Siedlung bewohnt. Unweit von ihr entsteht viel später das Dorf Wittelsberg.

Um 1000 v.Chr.
In der Bronzezeit werden auf den Lahnbergen stattliche Hügelgräber angelegt. Sie enthalten den Leichenbrand in Urnen und Gefäße mit Beigaben. Auch im Wald oberhalb von Ebsdorf und Hachborn reihen sich zahlreiche Hügelgräber aneinander.

Um Christi Geburt
Germanische Stämme kommen auch in den Bereich zwischen Lahn und Ohm. Er ist seit sieben Jahrhunderten dünn von Kelten besiedelt. Sie haben in ihrer letzten, der Spätherbstzeit sogar Siedlungen angelegt, die  an Städte erinnern, etwa auf dem Dünsberg und der Amöneburg. Jetzt werden sie zunehmend von den Germanen beeinflusst. Das zeigen Fundstücke dieser Zeit aus dem Umfeld von Wittelsberg.

Um 100
Von den eingewanderten Germanen hat sich der Stamm der Chatten vor allem zwischen Eder und Schwalm festgesetzt, aber wohl auch im fruchtbaren Raum zwischen Lahn und Ohm. Da die Römer diese und andere Germanen nicht unterwerfen können, schützen sie sich vor ihnen durch den befestigten Limes.

Nach 500
Der Großstamm der Franken stößt in das Gebiet zwischen Rhein und Main vor, verdrängt dort die Alamannen und breitet sich weiter nach Norden aus. Er öffnet sich dem Christentum und bringt es mit in seine neuen Einflussbereiche, wo es zumindest von der Oberschicht angenommen wird.

721
Bonifatius besucht die Amöneburg, die als Stützpunkt der Franken dient. Unter ihnen ist das Christentum eingesickert, hat sich aber mit heidnischen Kulten vermischt. Das stört den Missionar. Um es zu ändern, erbittet er nun den Segen des Papstes und den Schutz der fränkischen Herrscher. Mit ihrer Hilfe breitet er schon im übernächsten Jahr planmäßig das Christentum aus.

750 bis 800
Kloster Fulda, das im Auftrag von Bonifatius gegründet wurde, verzeichnet seine reichen Güter. Sie liegen auch in „Ebilizdorf“ (Ebsdorf), „Holzhusen“ (Rauischholzhausen) und „Werenbrahteshusen“ (Wermertshausen). Das sind die ältesten schriftlichen Belege für Orte im Ebsdorfer Grund.

Um 800
Der Ebsdorfer Grund ist schon dicht besiedelt. Auf den Anhöhen an seinem Süd- Ostrand entstehen die „Höfe“, vielleicht für einen königlichen Auftraggeber. Dafür spricht die Gestaltung des Steinhauses und vor allem der Rundkirche, die reich ausgestattet und ausgemalt ist.

Um 1000
In Ebsdorf wird offenbar eine wichtige Persönlichkeit bestattet. Ihre Grabplatte mit einem besonderen Kreuz bleibt teilweise erhalten.

1054, 1057, 1066
Die deutschen Könige Heinrich III. und Heinrich IV. halten sich in Ebsdorf auf. Dort befindet sich demnach ein königlicher Hof, zu dem wohl auch Ländereien gehören. Reste der Anlage sind bislang nicht gefunden worden.

1151
Der Propst von St.Stephan in Mainz, der als Archidiakon die Kirchenaufsicht zwischen Ohm und Sieg führt, wehrt die Ansprüche des Ebsdorfer Pfarrers auf die Bartholomäuskirche in Beltershausen ab. Sie ist 20 Jahre vorher von den Adligen des Ortes auf eigenem Land gebaut worden. Die Angehörigen der gleichen freien Schicht aus Hachborn, (Drei-)Hausen und Mölln bestätigen nun den Vorgang. Damit werden diese Orte erstmals erwähnt.

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Um 1670
Der Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg kommt voran. Im Ebsdorfer  Grund entstehen stattliche Fachwerkhäuser in Rähmkonstruktion, die den alten Ständerbau ablöst. Die Balken werden nicht mehr durchgehend, sondern geschossweise verzimmert.

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1866
Das Königreich Preußen annektiert das Kurfürstentum Hessen, das aus der Landgrafschaft Hessen-Kassel hervorgegangen ist. Auch die Einwohner des Ebsdorfergrundes werden damit Preußen.

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1882
Der Industrielle und Diplomat Ferdinand Stumm, der 1873 die Güter der Familie Rau gekauft hat, holt Dr.Ernst Mütze nach Rauischholzhausen. Er ist der erste Arzt im Ebsdorfer Grund. Stumm sorgt auch dafür, dass 1889 eine Apotheke eröffnet wird. Sie besteht bis 1972.

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1945
Der Ebsdorfer Grund gerät in die letzten  Wirren des Zweiten Weltkrieges. Am 05.März fallen westlich von Ebsdorf etwa 60 Bomben. Mehrere Häuser, Scheunen und die Schule werden beschädigt. Weitere Bomben treffen in Ilschhausen ein Wohnhaus und die Wasserleitung nach Beltershausen. Menschen kommen an diesem Tag nicht zu Schaden. Am 28. März rücken amerikanische Truppen im Ebsdorfer Grund ein.

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Um 1950
Flüchtlinge und Vertriebene haben die Einwohnerzahl der Dörfer stark ansteigen lassen. Sie hat sich im Vergleich mit 1939 in Heskem um 32,6% erhöht, in Leidenhofen um 30,6%. Der Wohnraum ist knapp, und auch in den Schulen entstehen Engpässe. So wird in beiden Schulsälen von Hachborn im Schichtbetrieb vormittags und nachmittags unterrichtet.

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Um 1957
Der für den Kreis Marburg zuständige Schulrat Mütze sorgt zusammen mit dem Ebsdorfer Bürgermeister Lauer dafür, dass dessen Gemeinde mit Heskem, Beltershausen und Rauischholzhausen einen Schulverband bildet. Er umfasst die Klassen 5 bis 8.
Dreihausen, Leidenhofen und Roßberg treten ihm 1961 bei. Im folgenden Jahr wird die Mittelpunktschule in Heskem eröffnet. Seit 1965 nimmt sie auch die Fünftklässler aus Hachborn und Ilschhausen auf.

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1971
Zum Jahresende schließen sich die politischen Gemeinden Dreihausen und Heskem mit Mölln zusammen. Am 1.April 1972 treten auch Roßberg, Wermertshausen und Wittelsberg freiwillig der Großgemeinde bei.

1973
Am 1.August wird die Mittelpunktschule Heskem zur Gesamtschule Ebsdorfer Grund aufgewertet.

1974
Die Großgemeinde, die 1971/72 auf freiwilliger Basis entstanden ist, wird zum 1.Juli durch Landesgesetz erweitert. Sie umfasst nun auch die bislang selbständigen Kommunen Beltershausen mit Frauenberg, Ebsdorf, Hachborn, Ilschhausen, Leidenhofen und Rauischholzhausen. Dadurch entsteht die Gemeinde Ebsdorfergrund.

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Der Rückblick wurde zusammengestellt von Peter Unglaube, erschienen in: Der Ebsdorfer Grund, Einblicke in eine lange Geschichte

– Zum 30jährigen Bestehen der Gemeinde Ebsdorfergrund im Jahre 2004

Entstehung der Gemeinde Ebsdorfergrund