Dialekte sterben aus, zumindest der in unserer Region. Ihn vor dem Vergessen zu bewahren, ist wichtig, das meint auch Bürgermeister Andreas Schulz. Er betonte bei der Präsentation des Buches „Mer schwätze platt“: „Das ist ein Schatz, der verewigt wurde“. Frisch aus der Druckpresse wurde das Buch am Freitag, dem 17. Juni auf der GrundTreff Terrasse in Wittelsberg der Öffentlichkeit vorgestellt. Anwesend waren knapp zwanzig Mitwirkende. Dies sind die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung Erzählcafé „Mer schwätze platt“, die seit Eröffnung des GrundTreffs regelmäßig stattfindet. Fast vier Dutzend Frauen und Männer haben in wechselnder Teilnahme unter der Regie des Wittelsbergers Hans-Werner Sauer seit dem ersten Treffen am 11.03.2016 bis Ende 2019 fast vergessene Wörter aus dem heimischen Dialekt gesammelt. Sauer hat diese dann nach Themen unterteilt, die im Buch wiederum in alphabetischer Abfolge erscheinen. So kann man etwa nach Begriffen zum Thema Essen, Landwirtschaft oder Tracht suchen. Insgesamt sind es 56 Inhaltselemente, die 60 Seiten füllen. Die Wörter wurden zudem ins Hochdeutsche übersetzt und entsprechend ihrer Funktion oder Gemeinsamkeit geordnet. Auch Gedichte, Bauernregeln oder Redewendungen haben in dem Buch einen Platz bekommen. „Es ist also kein Lexikon im klassischen Sinne, vielmehr soll durch diese neue Form der Zusammenstellung zum Lesen animiert werden“, so Sauer in seinem Vorwort. In der Hauptsache basiert das Din A5 Büchlein auf dem Teil des Dialekts, der fast vergessen ist, wobei der Übergang zu dem noch gesprochenen Platt fließend ist. „Weil die Aussprache in den einzelnen Ortsteilen und Nachbargemeinden zum Teil Unterschiede aufweist, wurde im Zweifelsfall die Wittelsberger Ausdrucksweise gewählt“, so das Vorwort. Hans Werner Sauer erklärte, dass das Buch keinen Anspruch auf eine komplette Abdeckung der Themen erhebe. „Es ist klein, aber fein und mit ganz großem Inhalt“, warb er beim Pressetermin. 5000 Euro nahm die Gemeinde in die Hand, damit das Vorhaben realisiert werden konnte und auch das Erzählcafé half bei der Finanzierung mit. Für den Bürgermeister war klar, dass das Buch viele Liebhaber und Abnehmer finden werde und die Investition unter dem Strich nur zur Realisierung des Projekts gebraucht wurde.
Gestaltet wurde es vom Büro Wortbild aus Hachborn. Die Agenturinhaberin Martina Becker erklärte, dass die Gestaltung an das Thema angelehnt bewusst schlicht gewählt wurde und die Bebilderung mit Fotos aus vergangener Zeit von Menschen aus dem Ebsdorfer Grund das Thema des Buches besonders schön unterstreiche. Sie dankte insbesondere dem Heimatverein Hachborn für die zahlreich zur Verfügung gestellten Fotos. „Auch die Sepia Farbgebung macht einen feinen Unterschied zur einer reinen schwarz-weiß Bebilderung. Dass das der Gemeinde eine Mehrinvestition wert war, hat sich gelohnt“, sagte Becker. Wie wertvoll es sei diesen Kulturschatz zu würdigen, betonte Andreas Schulz. „Als ich hier jung Bürgermeister war, habe ich kein Wort verstanden, heute verstehe ich alles, was ich verstehen will, aber das Sprechen ist mir einfach nicht möglich“, so der Verwaltungschef und gab damit zu verstehen, dass Platt nur richtig gesprochen werden kann, wenn man es von Kindesbeinen an gelernt habt. Schon zum Pressetermin wurde das Buch zahlreich verkauft, ein Zeichen, dass es den Anwesenden gefiel. Zu erwerben ist es ab sofort in der Gemeindeverwaltung, in jedem Bürgerbüro und im GrundTreff für 10 Euro.
Fotos: Ein Teil der Erzählcafé Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zur Vorstellung des Buches „Mer schwätze platt“, das nach der gleichnamigen Veranstaltung im GrundTreff benannt wurde.
Hans Werner Sauer erklärte das Buch zum heimischen Dialekt, in dessen Entstehung er viel Herzblut gesteckt hat.
Auf das gelungene Wert wurde abschließend angestoßen. Bürgermeister Andreas Schulz hat das Projekt mit 5000 Euro unterstützt.