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Die Roßberger Lindengruppe ist standfest

Von den ursprünglich acht Linden, welche im Jahre 1872 von Johann Dietrich Priemer aus Roßberg am Gemeinderain in Roßberg gepflanzt wurden, stehen heute noch fünf Stück. Eine Linde ist dem Orkan Kyrill zum Opfer gefallen und wurde seinerzeit durch eine Nachpflanzung ersetzt. Eine weitere fehlt bereits länger und eine Linde ist am 8. Februar 2021 bei Eisregen mit starken Orkanböen aus östlicher Richtung entwurzelt worden bzw. umgebrochen.

Umgebrochene Linde
Die drei geprüften Linden
Rune Grenz befestigt das Stahlseil in ca. 12 m Höhe
Seilzug mit Dynamometer am angeschlagenen Baum

Da diese Lindengruppe ein Naturdenkmal ist, betreut die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Marburg-Biedenkopf diese Bäume und hat somit auch die Verkehrssicherungspflicht. Die Eigentümerin des Lindenplatzes ist die Gemeinde Ebsdorfergrund und verwaltet wird dieser Platz von den Roßberger Vereinen.

 

Aus gegebenem Anlass wurde Dr. Joachim Bürger, Sachverständiger der Unteren Naturschutzbehörde für Baumstatik, beauftragt, die Standfestigkeit der Lindengruppe zu überprüfen. Die Prüfung erfolgte am 15. April 2021. So wurden verschiedene Messgeräte an den zu prüfenden Bäumen angebracht; u.a. wurde mit einem Inklinometer die Neigung des Baumes um 1/1000° gemessen; mit einem Elastometer wurde die Biegung des Baumes gemessen (angenommen wird hierbei Windstärke 12 + 50% Sicherheit, vor Ort wurden 20 % von Windstärke 12 simuliert).

Aus diesen gewonnenen Daten wird anhand einer Lastanalyse ermittelt, wie viel Last auf den Baum bei Sturm wirkt und wie sich der Baum bei Belastung verhält. Aus der Neigung und Biegung kann man errechnen, ob der Prüfbaum bei Windstärke 12 eine Standfestigkeit von mindestens 150 % besitzt. Für die Lastanalyse kletterte der Baumpfleger Rune Grenz jeweils in die Bäume und befestigte ein Stahlseil in ca. 12 m Höhe; dieses Seil wurde mit einer Seilwinde und einem weiteren Seil an einer gegenüberliegenden Eiche angeschlagen und gleichmäßig schrittweise bis zu einer Belastung von 1,4 Tonnen belastet. Aus diesen Werten von Elastometer und Inklinometer sowie der angelegten Zugkraft am Dynamometer wird die Standfestigkeit für die drei geprüften Bäume berechnet.

 

Die gute Nachricht: Die drei geprüften Linden sind standsicher: Baum 1 hat eine Grundsicherheit von 374 %, Baum 2 von 280 % und Baum 3 von 389 %. Die zwei nicht geprüften kleineren Bäume sind durch Sichtkontrolle und „Klopftest“ für standsicher befunden worden.

 

Der umgestürzte Baum wird zeitnah, sobald es die Bodenverhältnisse zulassen, vom Forstservice Hedderich entfernt. Ein Stück vom unteren Baumstamm wird oberhalb der Lindengruppe abgelegt und mit einem Hinweisschild versehen. Selbstverständlich wird auch an eine Ersatzpflanzung gedacht.

 

Möge dieser wunderschöne und über unsere Gemeine hinaus bekannte Platz weiterhin den Gästen Ruhe und Erholung bieten.

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