Was Biontec für Marburg ist – ist Capricorn-Scientific für den Ebsdorfergrund
Das Unternehmen Capricorn Scientific hat im Gewebegebiet Dreihausen- direkt neben seinem Firmensitz – ein neues Produktionsgebäude mit einer Fläche von 1300 qm auf zwei Etagen in Betrieb genommen. In diesem Gebäude, in das 6,5 Millionen Euro inklusive Equipment investiert wurden, „soll sich die Produktion von sterilen Lösungen für Zellkulturen zum weltweiten größten Hersteller entwickeln“, sagte Inhaber Harry Brack.
Das neue Produktionsgebäude wurde mit einem Festakt eingeweiht. Mit dabei waren alle Personen, die unmittelbar mit dem Bau beteiligt waren. Darunter war, neben Bürgermeister Andreas Schulz und zahlreichen Ehrengästen, auch Architekt Adam Mergel. Er übergab sinnbildlich einen Schlüssel an Firmeninhaber Brack.
Nach dem Spatenstich im Januar 2021 wurde nach nur 18 Monaten Bauzeit vor etwa drei Monaten die Produktion in dem neuen Gebäude aufgenommen. „Ich bin zufrieden und ein bisschen stolz, meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jetzt einen so attraktiven Arbeitsplatz zur Verfügung stellen zu können“, freute sich Brack bei seiner Festansprache.
Vor rund zehn Jahren habe er die Firma mit zwei Leuten und einer Katze unter dem Aspekt gegründet, Produkte zuzukaufen und sie unter der Marke „Capricorn“ in den Markt hineinzugeben.
Das ging aber mehr schlecht als recht, sodass er sich im Jahr 2016 dazu entschied, eine eigene Produktion aufzubauen. Damit begann die Erfolgsgeschichte des mittlerweile weltweit agierenden Unternehmens. Es bestehe heute aus 58 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Rund 85 Prozent der Produktion werden exportiert, 15 Prozent fließen ins Inland
Wofür die sterilen Lösungen benötigt werden, erläuterte Brack unter anderem am Beispiel von Corona-Impfstoff AstraZeneca. Dabei benutzte man modifizierte Zellen und bringe diese dazu, dass sie Antigene oder Antikörper bilden. Die modifizierten Zellen, die zur Produktion benötigt werden, müssen wachsen und benötigen dafür ein gewisses Milieu. Dieses Milieu – sterile Lösungen, die aus Vitaminen, Hormonen, Zucker, wachstumsfördernden Stoffen sowie weiteren Bestandteilen bestehen – produziere Capricorn Scientific.
Nach der Herstellung dieser Nährlösungen werden sie über verschiedene Filterkaskaden sterilisiert und in sterile Behälter abgefüllt. Dieser letzte Schritt müsse unter Reinraumbedingungen ablaufen, wozu das neue Gebäude benötigt wird.
Zusätzlich zur Technik für die Abfüllung steriler Lösungen implementiere das Unternehmen auch die Herstellung von Pulvermedien, die von der Großindustrie gebraucht werden. Das neue Gebäude bringe aber nicht nur die Produktion auf ein neues Level, es sei auch darauf ausgerichtet, „dezidiert die Biotechnologie und Pharmaindustrie bedienen zu können“, so der Firmengründer. Wie die Produktion im neuen Gebäude in der Praxis aussieht, davon konnten sich die Gäste nach dem Festakt bei einer Betriebsbesichtigung persönlich überzeugen
An sechs unterschiedlichen Standorten nahmen sie unter anderem Einblick in die Lagerung, die bei minus 20 Grad erfolgen muss, die Auftautechnik und die Abfüllung der steilen Lösungen in den Reinräumen für die allein eine Investition von einer Million Euro erforderlich war.
Bürgermeister Andreas Schulz hielt die Festrede und unterstrich die Bedeutung, wieder mehr in Deutschland zu produzieren, um unabhängig von weltweiten Lieferketten zu werden. Obendrein sagte er, „in vielerlei Hinsicht ist Capricorn – Scientific für den Ebsdorfergrund das, was Biontec für Marburg bedeutet.“
Andreas Schulz lobte abschließend in höchsten Tönen die unternehmerische Leistung von Harry Brack.