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Es klingt widersprüchlich, ist aber ein durchdachtes Gesamtpaket, um die Gemeinde Ebsdorfergrund auch in Zukunft weiterhin attraktiver und lebenswerter zu machen: Bürgermeister Andreas Schulz will Gegensätze fördern.

Es geht nicht darum, Sachfragen auseinander zu dividieren und gegensätzliche Themen gegeneinander auszuspielen oder abwägen zu müssen. „Es geht darum, die Gegensätze zusammenzubringen, miteinander zu vereinen und die Sonnenscheingemeinde so weiterzuentwickeln, dass sich alle Menschen hier wohlfühlen, die hier leben möchten“, erklärt Bürgermeister Andreas Schulz.

Wie der Verwaltungschef sich das vorstellt? „Wir werden weiterhin Neubaugebiete ausweisen und die Ortsmitten stärken“, erklärt er ein Beispiel.

In Ebsdorf beispielsweise wurde vor rund drei Jahren ein Neubaugebiet ausgewiesen – zugleich investiert die Gemeinde derzeit, unterstützt mit Mitteln des Bundes, in die Ortsmitte. Ein Musikergarten soll das Zentrum des Dorfes attraktiver machen, die Menschen dort zusammenbringen und die Ortslage weiter stärken. Aktuell ebenso in Heskem, wo nach Eröffnung der Ortsumgehung nun der Ortsmittelpunkt im Bereich der Kirche deutlich aufgewertet wird, um einen Treffpunkt dort zu schaffen, wo in den vorigen Jahrzehnten vor allem zunehmender Verkehr herrschte.

Es gibt aber noch weitere Gegensätze, die der Bürgermeister schon seit vielen Jahren vereint. Allen voran: Die Gemeinde baut Schulden ab und investiert zugleich hoch, etwa in wichtige Infrastruktur wie Straßen, Bürgerhäuser, Feuerwehren, Kindertagesstätten und die Wasserversorgung – aber auch in das Zusammenleben der Gemeinde und ein gutes Leben in der Heimat mit Vereinsförderung, dem GrundTreff, dem GrundBad und frei zugänglichem WLAN an öffentlichen Gebäuden wie der Gemeindeverwaltung und den Bürgerhäusern.

„Und es ist wichtig, dass wir bei allen unseren Planungen einerseits ökonomisch denken und trotzdem ökologisch handeln“, betont der Bürgermeister.

Der Naturschutz und der Klimaschutz spielen im Denken und Handeln des Bürgermeisters schon seit vielen Jahren eine große Rolle. So werden Grünflächen und Beete in den Ortsteilen erhalten und mit Hilfe engagierter Paten bepflanzt und gepflegt. Ökonomisch und zugleich ökologisch sind auch die vielen Investitionen in die öffentlichen Gebäude in den vergangenen Jahrzehnten, die dazu dienen, den Energieverbrauch zu senken – und damit die Energiekosten zu senken und zugleich die Umwelt zu schonen. Hierzu hat die Gemeinde etwa Millionen in das GrundBad investiert.

In den Bereich Umweltschutz spielt auch ein weiteres Gegensatz-Paar, das derzeit oben auf der Agenda von Bürgermeister Andreas Schulz steht: „Einerseits wollen und müssen wir unser Straßennetz ausbauen und weiter erhalten. Andererseits müssen wir aber auch den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs und der Radwege weiter voranbringen“, betont er. Radwegelücken zwischen den Ortsteilen und in die Nachbarkommunen wurden in den vergangenen Jahren bereits größtenteils geschlossen. Künftig steht die Radwegeverbindung von Dreihausen nach Roßberg und Wermertshausen auf dem Plan. Der wird zunächst über bestehende Feldwege geführt. Um die Umsetzung – für die das Land Hessen verantwortlich ist – schnellstmöglich im Interesse der Bürger umsetzen zu können, hat der Bürgermeister diesen Kompromiss geschlossen. Im Sinne des Klimaschutzes und guter Mobilitätsangebote müsse aber auch im Bereich des ÖPNV noch einiges passieren: Er muss bezahlbar sein und die Menschen in der Gemeinde besser anbinden – nicht nur nach Marburg, sondern auch in Richtung Gießen.

„Bei diesen vielfältigen Themen, die wir heute bewältigen müssen, ist klar: Wir müssen das eine tun, dürfen das andere aber nicht lassen“, so Andreas Schulz. „Wir dürfen nicht in Schwarz und Weiß denken, denn so ist das Leben nicht.“ Und die Gemeinde Ebsdorfergrund will eine gute Heimatgemeinde sein für die unterschiedlichsten Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensentwürfen. „Wir sind eine gute Gemeinde mit hervorragenden Standortvoraussetzungen, für die sich viele Menschen entscheiden“, resümiert der Verwaltungschef. „Aber wir dürfen uns darauf nicht ausruhen, sondern müssen weiterhin Visionen haben und die Sonnenscheingemeinde weiterentwickeln – um weiterhin attraktiv und zukunftsfähig zu bleiben. Wohin möchten wir die Gemeinde also entwickeln?“

Ausrichtung nach Gießen und in das Rhein-Main-Gebiet

Darauf hat Andreas Schulz auch schon eine Antwort: „Wir dürfen uns nicht nur nach Marburg ausrichten. Wir müssen auch nach Gießen und bis in das Rhein-Main-Gebiet schauen. Denn ich sehe unsere Gemeinde am Rand des Rhein-Main-Gebiets liegen und das gibt uns viele Möglichkeiten.“ Wichtig sei, die Strukturen insgesamt so zu organisieren, dass die gleichen Lebensbedingungen in der Stadt und auf dem Land herrschen. Um beim Beispiel ÖPNV zu bleiben: Menschen auf dem Land müssen ebenso attraktive Mobilitätsangebote bekommen, wie die Menschen in der Stadt. Mit einer guten ÖPNV-Anbindung werde so auch das Leben auf dem Land, in der Gemeinde Ebsdorfergrund, für Menschen attraktiver, die im Zentrum des Rhein-Main-Gebietes arbeiten. „Hier müssen wir alle gemeinsam handeln. Denn wenn das Leben auf dem Land nicht attraktiv gestaltet wird, dann werden immer mehr Menschen in die Städte ziehen wollen und müssen – was nicht so einfach möglich ist.“

Um eine attraktive Gemeinde mit guter Lage am Rand des Rhein-Main-Gebiets zu sein, muss eine Kommune laut Schulz neben dem ÖPNV noch weitere weiche Standortfaktoren erfüllen. Denn die harten Standortfaktoren (Straßennetz, Bürgerhäuser, Wasser- und Abwassernetz) stimmen, da hat die Gemeinde in den vergangenen Jahrzehnten ihre Hausaufgaben gemacht und sich zukunftsfähig aufgestellt. Nun geht es um die weichen Standortfaktoren: „Dazu gehört vor allem schnelles Internet, es darf keine weißen Flecken im Mobilfunknetz geben und wir müssen mehr Kultur- und Freizeitangebote schaffen.“ Im Fokus steht für ihn gerade im letzten Bereich daher, einen Wasserspielplatz am GrundBad zu bauen und vorhandene Events weiter zu stärken, etwa das Summer-Fun-Festival in Heskem, Kultur an der Schanze in Wittelsberg oder den Kunst-, Kultur- und Weihnachtsmarkt in Hachborn.

„Zu attraktivem Leben auf dem Land gehören aber auch Einkaufsmöglichkeiten, Dienstleistungen, Banken und die ärztliche Versorgung“, so Andreas Schulz. Nach Dreihausen möchte er daher nun Ebsdorf und Heskem als Zentren stärken. Sie sollen so für die nächstliegenden Ortsteile Anlaufpunkt sein. „Heute kann nicht mehr jedes Dorf alles haben. Das gibt die Nachfrage nicht mehr her. Aber wir wollen Zentren gestalten, damit die Menschen in der Gemeinde möglichst kurze Wege haben – und damit wir Kaufkraft in der Gemeinde behalten.“ Andreas Schulz will daher Vorhandenes weiter stärken und neue Infrastruktur in die Zentren holen. „In Heskem und Ebsdorf können wir neue Infrastruktur aufbauen, die wir so in Ilschhausen oder Wermertshausen heute nicht mehr neu ansiedeln können“, erklärt er.

Mit vereinten Gegensätzen, einer gut aufgestellten, lebenswerten und finanzstarken Gemeinde und einer guten Gemeinschaft will der Bürgermeister den Ebsdorfergrund mit diesem Gesamtpaket an Verbesserungen für die Lebensqualität daher nicht nur als wichtigen Ort zwischen Gießen und Marburg sehen, sondern auch als wichtige Kommune zwischen Kassel und Frankfurt. „Wir können selbstbewusst sagen, dass wir nicht nur die Keimzelle des Landes Hessen sind – sondern auch in Zukunft eine wichtige Rolle für die hier lebenden Menschen spielen und für die Menschen, die noch herkommen wollen.“