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Heinrich Rabenau, Beigeordneter im Gemeindevorstand

Der Beigeordnete kann auf 52 Jahre ehrenamtliche Tätigkeiten für den Ortsteil Hachborn und die Gemeinde Ebsdorfergrund zurückblicken. Er sitzt als einziger Vertreter für die Partei Bündnis 90/Die Grünen im Gemeindevorstand. Um ihn näher vorzustellen, haben wir mit ihm ein Interview geführt.

Frage 1:
Bitte erzählen Sie uns von den wichtigsten Eckpunkten in Ihrem Leben? Was haben Sie erlebt, was hat Sie geprägt?

Ich wurde am 13. März 1950 in Hachborn geboren. Nach meiner Schulausbildung habe ich in der Zeit von April 1964 bis September 1966 meine Ausbildung erfolgreich bei der Deutschen Bundespost abgeschlossen. Nach der Ausbildung waren meine Einsatzorte Marburg und Frankfurt am Main. In der Zeit zwischen April 1969 bis September 1970 desselben Jahres habe ich meinen Grundwehrdienst in Wolfhagen und Marburg abgeleistet.

Am 2. April 1971 heiratete ich meine Ehefrau Lieselotte. Unsere Tochter Sandra wurde 1971 geboren. Es folgte unser Sohn Steffen 1980. Meine Ehefrau und ich freuen uns über unsere drei Enkel – Nils, Anna und Maja.

2021 feierten wir das Fest der Goldenen Hochzeit.

Wegen Laufbahnaufstieg verlagerte ich 1970 mein berufliches Arbeitsfeld nach Frankfurt am Main. Im Dezember 1973 verstarb bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall mein Vater im Alter von 48 Jahren. Dieses Schicksal begleitete und veränderte mein gesamtes Leben.

Mein weiterer Berufs- und Lebensabschnitt war danach der Dienst bei der Deutschen Post AG in verschiedenen Verwaltungs- und Kassendiensttätigkeiten. Nebenberuflich bin ich seit über 30 Jahren bei der Finanzberatung der BHW Bausparkasse AG tätig.

Meine politischen und gesellschaftlichen Tätigkeiten entnehmen Sie bitte aus der folgenden Aufzählung:

  • 29 Jahre Mitglied des Ortsbeirats Hachborn, davon 17 Jahre Ortsvorsteher bzw. stellvertretender Ortsvorsteher
  • 34 Jahre Gemeindevertreter, davon zwei Jahre Gemeindevertreter der ehemals selbständigen Gemeinde Hachborn
  • Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses
  • Vorsitzender des Ausschusses Kinder, Jugend, Senioren und Soziales
  • Fraktionsvorsitzender der SPD Fraktion
  • 12 Jahre Gemeindevorstand
  • Vier Jahre Mitglied des Kreistages Marburg-Biedenkopf
  • 20 Jahre Ehrenamtlicher Richter am Amtsgericht Marburg sowie Mitglied der Kriegsdienstverweigerung – Kammer Wetzlar, seit 2021 Vorsitzender des Ortsgericht Ebsdorfergrund
  • 17 Jahre Ortsbrandmeister und Wehrführer
  • Gründer der Jugendfeuerwehr Hachborn
  • Zugführer des ABC Zuges des Landkreises Marburg-Biedenkopf
  • Hinzu kommen zahlreiche Mitgliedschaften und Vereinstätigkeiten von Hachborner Vereinen und des Ebsdorfergrundes

Besonders hervorheben möchte ich die folgenden Tätigkeiten:

  • Die Unterbringung, Betreuung und Integration von 120 Balkanflüchtlingen im Jahre 1988 im Ortsteil Hachborn unter Androhung von Gewalt gegenüber meiner Person und meiner Familie durch ortsansässige Mitbürgerinnen und Mitbürger
  • den Einsatz als Leiter des ABC Zuges des Landkreises Marburg-Biedenkopf nach dem Reaktor-Unfall in Tschernobil zur Dekontamination von Fahrzeugen am Grenzübergang in Herleshausen sowie den Strahlenmessungen in unserer Gemeinde sowie in unserem Landkreis
  • den Aus- und Umbau unseres Bürgerhauses im OT Hachborn
  • die Gründung des Kunst,- und Kultur – und Weihnachtsmarktes in Hachborn
  • die Gründung der Jugendfeuerwehr im Ortsteil Hachborn

Frage 2:
Was hat Sie dazu bewogen, sich politisch zu engagieren? Was treibt Sie an?

Mein politisch geprägtes Elternhaus sowie der frühe Einstieg in die Gewerkschaftsarbeit (1964). Hier war ich als Jugendteamleiter hessenweit aktiv tätig. In meiner Frankfurter Zeit habe ich die Probleme junger Menschen persönlich kennengelernt (Wohnungsnot einerseits, leerstehende Häuser auf der anderen Seite). Auch habe ich die studentischen Unruhen selbst erlebt. Ebenso die politische Verfolgung linker Demonstranten welche bis zum Berufsverbot gingen.

Frage 3:
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Gemeinde und die Zusammenarbeit mit Bürgermeister Hanno Kern?

Ich habe unmittelbar nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses Herrn Hanno Kern zum Erfolg gratuliert. Ich bin kein Freund von „Nachtragen“ oder „Nachtreten“.

Herr Kern hat politisch gesehen einen schweren Stand, er ist ein Bürgermeister ohne eigene politische Mehrheiten. Diese muss er sich durch vertrauensbildende Maßnahmen erarbeiten.

Ich erwarte, dass alle vor seinem Amtsantritt gefassten Beschlüsse der Gemeindevertretung ohne „Wenn und Aber“ abgearbeitet und ohne zeitliche Verzögerung umgesetzt werden.

Ich werde auf seine Versprechungen, wie z.B. Transparenz und Offenheit, sehr achten und seine Arbeit an diesen Aussagen würdigen.

Hierbei wünsche ich ihm viel Kraft und den Kolleginnen und Kollegen im Gemeindevorstand biete ich weiterhin eine harmonische Zusammenarbeit an.

 

Die einen sprechen von einem politisch schweren Stand, ich erlebe ein unbeschwertes und unabhängiges Gestalten als Bürgermeister. Es geht für mich in der Kommunalpolitik nicht um politische Mehrheiten, sondern um gute Ideen, die man transparent vermittelt und dementsprechend die Mehrheiten überzeugt. Wer hätte vor sechs Monaten gedacht, dass ein neuer, unabhängiger Bürgermeister im Ebsdorfergrund und ohne Bezug zur sozialdemokratischen Partei im Gemeindevorstand und auch in der Gemeindevertretung Projekte anstoßen und umsetzen kann. Vertrauensbildende Maßnahmen, zum Beispiel durch die Umsetzung von gefassten Beschlüssen der Gemeindevertretung, erübrigen sich, denn in meinem Amtseid habe ich genau dies geschworen – so wahr mir Gott helfe.

Hanno Kern, Bürgermeister

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