Rückblick auf die Jubiläumsfeier vom 13. September
Vor rund 20 Jahren unterzeichneten Bürgermeister Andreas Schulz und der damalige Bürgermeister von Liniewo, Roman Szutadie Urkunde zur Gründung einer Partnerschaft zwischen den Gemeinden Ebsdorfergrund und Liniewo. Um dieses Jubiläum zu feiern, fand am vergangenen Freitag eine große Jubiläumsfeier im Bürgerzentrum in Dreihausen statt, an der mehr als 100 Gäste teilnahmen, darunter auch eine Delegation aus Liniewo mit Bürgermeister Miroslaw Warczac.
Die Gäste aus Liniewo waren vom 12. bis 16. September zu Gast im Ebsdorfergrund, mit dabei war Eva Szuta, Witwe des verstorbenen Bürgermeisters Roman Szuta, der kurz nach Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages 1994 bei einem Unfall ums Leben kam.
Fürden Aufenthalt ihrer polnischen Freunde hatte die Gemeinde mit Unterstützung des Partnerschaftsvereins ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt.
Unter anderem gab es eine Rundreise durch den Grund mit Besichtigungen der Highlights in der Gemeinde, wie z.B. den GrundTreff, die modernisierten Feuerwehrgerätehäuser und vieles mehr. Dabei wurden sie von der Ersten Beigeordneten Elisabeth Newton und Wilfried Schäfer vom Gemeindevorstand begleitet.
Höhepunkt ihres Aufenthaltes war die große Jubiläumsveranstaltung am 13. September.
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Eingeleitet wurden die Feierlichkeiten mit der Ebsdorfergrund-Hymne, die vor vielen Jahren von dem HachbornerAlexander Koch komponiert wurde. Jens Schünemann begleitete dabei die Gäste am Klavier.
Erste Kontakte bereits 1993 geknüpft
Die ersten Kontakte zwischen Ebsdorfergrund und Liniewo wurden bereits 1993 geknüpft. Damals war es Hartmut Reiße, der die Gemeinde Ebsdorfergrund darauf aufmerksam machte, dass Liniewo eine Partnerschaftsstadt suchte. Reiße hatte über die Städtepartnerschaft von Cölbe zur polnischen Kreisstadt Koscierzyna Kontakte zu Liniewo.
Als junger Bürgermeister, der Ende 1992 gerade neu ins Amt gekommen war, waren Partnerschaften angesichts der vielen neuen Aufgaben nicht seine oberste Priorität, erläuterte Bürgermeister Andreas Schulz in seiner Ansprache.
Mit 13 Jahren habe er aber einen polnischen Brieffreund gehabt, so der Bürgermeister weiter. Dieser habe ihn und seinen Vater, der selbst auch ausdemheutigenPolen(damalsDeutschland)und zwar aus Lubońkommt, nach Posen eingeladen. „Zwei Erinnerungen sind mir aus dieser Reise geblieben,“ erklärte Andreas Schulz. 1. die große Gastfreundschaft einer fremden Familie und 2. die starke Überwachung durch den polnischen Staat, der damals noch kommunistisch war. Beides führte bei ihm dazu, sich auf das Partnerschaftsersuchen einzulassen.
Europa wird nur durch die Menschen sicher und stabil
„Vor 80 Jahren war der Einfall der deutschen Wehrmacht in Polen. Heute sind wir ein vereintes Europa. Aus Feinden sind Freunde geworden,“ erklärte Bürgermeister Andreas Schulz weiter. Aber diese gewonnene Freundschaft sei in Gefahr. Trotz der europäischen Union werde vom alten und neuen Europa gesprochen und trotz eines vereinten Europas werde nicht mit einer Zunge gesprochen. „Das macht Europa schwach in der Welt.“
Umso wichtiger sei es, dass jede/reinzelne Europa zu seinem/ihrem Anliegen macht. „Europa wird nur durch die Menschen sicher und stabil,“ so der Bürgermeister weiter. Ebsdorfergrund und Liniewo wollen dabei helfen, denn Kommunen seien den Bürgern am nächsten und die kommunale Ebene sei Grundlage und Mittelpunkt jeder staatlichen Ordnung. „Möge die Freundschaft zwischen den Menschen immer so stark sein, den Frieden in einem Europa ohne Grenzen zu erhalten,“ erklärte Andreas Schulz abschließend.
Marc Weinmeister, Staatsekretär für Europaangelegenheiten machte in seiner Ansprache deutlich, dass selbst heute noch Partnerschaften mit einem osteuropäischen Land eher die Ausnahme seien.
Das liege an der Geschichte von Europa. Wohingegen die Freundschaft mit Frankreich schon länger bestehe, wurde sie mit Polen erst nach 1990 mit dem Fall des Eisernen Vorhangs möglich.
„Wir haben es Polen zu verdanken, dass der eiserne Vorhang gefallen ist. Die Proteste polnischer Arbeiter brachten Europa 1989 einen neuen Aufbruch. Ohne Polen gebe es heute keine deutsche Einheit.“
Alle in einem Boot
Den Abschluss der Festreden machte der polnische Bürgermeister Miroslaw Warczac, der seit 17 Jahren die Partnerschaft zwischen Ebsdorfergrund und Liniewo begleitet und zunächst seinen besonderen Dank für die Einladung der Gemeinde Ebsdorfergrund, dieses Jubiläum zu feiern, aussprach. Wie sein deutscher Amtskollege zuvor, machte auch er deutlich:
„Wir (Ebsdorfergrund und Liniewo) agieren auf lokaler Ebene. Aber die Summe der lokalen Aktivitäten trägt zu einem vereinten Europa bei.“
„Vor 80 Jahren war es der 2.Weltkrieg, der die Menschen in Europa voneinander entzweite. Heute stehen wir vor neuen Herausforderungen, wie Terrorismus, Klimawandel oder auch der Brexit.“
Daher sollten wir uns immer bewusst machen, wie wichtig partnerschaftliche Beziehungen zwischen den Menschen in den europäischen Ländern seien, so Liniewos Bürgermeister weiter und schloss seine Rede mit den Worten:
„Das ist heute so wichtig wie nie zuvor, denn in einem globalen Europa sitzen wir alle in einem Boot.“
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Der offizielle Teil schloss mit dem gemeinsamen Singen der Deutschen und polnischen Nationalhymne. Um den Europagedanken zu vertiefen, sangen die deutsch-polnischen Gäste zuvor auch gemeinsam die Europahymne.
Nachdem sich dann alle in das Partnerschaftsbuch eingetragen haben, um die deutsch-polnische Freundschaft zwischen Liniewo und Ebsdorfergrund erneut zu bekräftigen, ging es zum gemütlichen und unterhaltsamen Teil der Jubiläumsfeier über.
Mit Kaffee und Kuchen, gemeinsamen Liedersingen und Unterhaltung durch Eberhard Wisseler und Jolanta Petersen, dem Auftritt der Hessischen Volkskunstgilde sowie Wein und Käsehäppchen genossen die Gäste einen stimmungsvollen Abend.
Die Modenschau von „Schön im Grund“ und der Auftritt des Musikvereins Dreihausen unter der Leitung von Marco Seim rundete die Jubiläumsfeier ab und sorgten für einen gelungenen Ausklang.
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Impressionen